Expertinnen-Interview: So gehen Hunde gut an der Leine

Wenn der Hund beim Spaziergang an der Leine zieht und zerrt und immer woanders hinlaufen will als man selbst, wird es Zeit für Trainingseinheiten. Animal Learn-Trainerin und Verhaltenstherapeutin Jennifer Lang aus Garmisch-Partenkirchen erklärt, wie es gelingt, dass Hunde problemlos an der Leine gehen.

Jennifer, möchtest du dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Hey, ich bin Jennifer Lang! Animal Learn-Trainerin, Verhaltenstherapeutin und Halterin von fünf bezaubernden Windhunden. Mit meiner Mama, Sonja, führe ich neben der Hundeschule Hunde-Impressionen noch den gleichnamigen Online-Shop. 

Die gewaltfreie Kommunikation und ein fairer Umgang mit dem Hund stehen bei mir an erster Stelle. Jeder Hund ist einzigartig, und muss als Individuum mit seinen besonderen Bedürfnissen gesehen werden. Ein zeitgemäßer, positiver und wissenschaftlich fundierter Umgang ist für mich die Basis für gutes Hundetraining. 

Ab welchem Alter sollte ein Hund lernen, an der Leine zu gehen?

Es ist nie zu früh, aber auch nie zu spät für das Training der Leinenführigkeit. Natürlich sehen die Vor-Übungen bei einem sehr jungen Welpen anders aus als beim erwachsenen Hund. Der Welpe darf erst mal die Basics lernen, wie grundsätzlich dem Menschen zu folgen und sich an ihm zu orientieren. 

Eine gute Leinenführigkeit ist sehr wichtig – nicht nur um dem Halter den Spaziergang zu erleichtern. Eine lockere Leine beugt Gesundheitsschäden auf beiden Seiten vor und erhöht die Sicherheit in der Öffentlichkeit. Auch Verhaltensprobleme können vermieden werden. Eine stetig gespannte Leine ist eine der Hauptursachen für Leinen-Reaktivität gegenüber Artgenossen und oder Menschen!

Wie kann das Leinentraining ablaufen?

Bei mir lernen die Mensch-Hund-Teams als erstes ein Markersignal kennen. Über ein Markersignal kann die Bezugsperson erwünschtes Verhalten im richtigen Timing verstärken. Viele Methoden sind so konzipiert, dass der Halter dem Hund mitteilt, wenn er etwas falsch macht – zum Beispiel über körpersprachliches Blocken, Leinenruck oder einen unangekündigten Richtungswechsel, bei dem der Hund an der Leine unsanft mitgerissen wird. Diese Art des Lernens bringt allerdings einige Nebenwirkungen mit sich und ist dem Hund gegenüber nicht fair. Der Hund hat zunächst keine Vorstellung davon, was der Mensch unter Leinenführung versteht – eine lockere Leine als Ziel ist aus seiner Sicht noch sehr abstrakt. 

Des Weiteren bauen wir ein Handtarget auf. Hier lernt der Hund, sich von der Hand des Menschen führen und positionieren zu lassen, ohne Zuhilfenahme der Leine. Die Leine dient tatsächlich nur der Sicherheit, geführt wird der Hund über die Stimme und Körpersprache. 

In den nächsten Trainingseinheiten stehen einfache, aber sehr wichtige Signale auf dem Stundenplan, die dem Hund das Lernen erleichtern, da der Halter ihm genau mitteilen kann, was er von ihm möchte. Diese ermöglichen stressfreies Lernen und schnelle Erfolge. Dazu zählen ein Richtungswechsel-Signal wie z. B. Zungenschnalzen, ein „Langsam“-Signal, sowie das Folgesignal „weiter“. 

Der Hund lernt also, sich dem Halter anzuschließen, sobald dieser die Richtung wechselt, auf „langsam“ seine Geschwindigkeit zu regulieren, bevor Zug auf die Leine kommt und über „weiter“ an Ablenkungen vorbeizugehen, ohne in die Leine zu knallen.

Daneben lernen Hund und Halter noch eine Strategie, was zu tun ist, wenn der Hund doch das Ende der Leine erreicht. Eine gespannte Leine soll für den Hund langfristig zum Signal werden, automatisch wieder an die Seite des Halters zu gehen.

Ein Welpe lernt, an der Leine zu laufen und dem Menschen zu folgen. © iStock.com
Vor dem Leinentraining lernen Welpen die Basics, wie grundsätzlich dem Menschen zu folgen und sich an ihm zu orientieren. © iStock.com

Welche Fehler sollten beim Training vermieden werden?

Tatsächlich gibt es einige Fehlerquellen bei der Leinenführigkeit. Die größte ist Inkonsequenz. Hunde lernen jede Sekunde und sobald sie durch Zug auf der Leine Erfolg haben, wird dieses Verhalten wieder verstärkt und häufiger gezeigt. Anfänger meiden schwierige Strecken am besten oder überbrücken diese mit einem Bei-Fuß-Signal oder tatsächlich über Futter-locken. Außerdem wird der Kontext für den Hund verändert, so dass er vorübergehend zwischen Training und Freizeit unterscheiden kann. Das ist zum Beispiel über zwei unterschiedliche Ringe am Geschirr möglich. Denn sowohl der Halter als auch der Hund können sich besonders am Anfang noch nicht so lange konzentrieren, um die Leinenführigkeit zu jeder Zeit konsequent umsetzen zu können.

In der Trainingsphase darf der Hund keinen Erfolg durch Leinenzug erfahren – auch nicht wenige Zentimeter. Der Halter sollte demnach nicht verzögert reagieren, muss sofort stehenbleiben und die Hand idealerweise dicht am Körper halten. 

Wenn der Hund nicht ziehen darf, so gilt das natürlich auch für den Halter. Es muss klare Spielregeln geben. Druck erzeugt immer Gegendruck und eine gespannte Leine verhindert Kommunikation.

Manche Hunde entwickeln auch spezifisches Verhalten, nachdem die Leine auf Spannung geht: Sie setzen sich sofort hin, oder umkreisen den Menschen. Andere ziehen nach dem Stopp absichtlich oder hängen sich gar minutenlang mit aller Kraft in die Leine. Solche Verhaltensweisen müssen schrittweise aufgelöst werden. 

Die Anforderungen müssen dem aktuellen Trainingsstand des Teams angepasst werden. Die Dauer des Trainings darf den Hund nicht überfordern. Wenige Minuten reichen anfangs völlig aus, um gute Erfolge zu erzielen. Das gleiche gilt für Ablenkungen, diese werden im Idealfall sukzessive gesteigert. 

Überforderung (Stress und Angst), aber auch Unterforderung sowie eine unzureichende körperliche Auslastung können ein entspanntes Gehen an der Leine fast unmöglich machen. Hier muss man einen Schritt früher ansetzen und die Lebensbedingungen des Hundes so optimieren, dass Lernen wieder möglich ist. 

Zieht der Hund an der Leine, weil er etwas Unangenehmes vermeiden möchte, wie zum Beispiel den Druck eines Halsbandes oder die hohe Menschendichte einer Fußgängerzone, so muss auch hier das Training an anderer Stelle ansetzen. 

Gibt es bestimmt Produkte, die beim Leinentraining hilfreich sein können?

Die Leine sollte mindestens drei Meter lang und bezüglich der Stärke der Größe des Hundes angepasst sein.  Außerdem empfehle ich ein gut-sitzendes Brustgeschirr mit verschiedenen Leinenringen, um den empfindlichen Hals des Hundes zu schonen. 

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