Experteninterview: Hunde ans Autofahren gewöhnen

Als Rudeltiere fühlen sich Hunde in der Nähe ihrer Menschen am wohlsten. Damit sie so oft wie möglich dabei sein können, sollten wir ihnen beibringen, dass man im Auto keine Angst haben muss. Aber nicht nur für den Urlaub und für Ausflüge ist es wichtig, dass ein Vierbeiner ans Autofahren gewöhnt wird. Auch, wenn es möglichst schnell zum Tierarzt gehen muss, ist das Auto oft die erste Wahl in Sachen Transportmittel.

Für Welpen und Hunde, die noch nie im Auto mitgefahren sind, ist das Training eine aufregende Sache. Hundetrainerin und Verhaltenstherapeutin Irene Hoffmann erklärt, was man unbedingt beachten sollte.

Frau Hoffmann, möchten Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen?

Die Hundetrainerin Irene Hoffmann hilft Hunden dabei, sich ans Autofahren zu gewöhnen.

Mein Name ist Irene Hoffmann, ich bin ausgebildete Hundetrainerin, habe die Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin und leite in München seit 17 Jahren ein Hundezentrum. Wir helfen Hundehaltern, dass ihr Vierbeiner seinen Platz in der Familie findet. Zusätzlich zur normalen Hundeausbildung haben wir uns auf Problemhunde spezialisiert.

Neben den üblichen Beschäftigungskursen bieten wir Longieren, Tricks, Rally Obedience, Sozialisierungsspaziergänge und Therapiegruppen an. Eine weitere große Leidenschaft von mir ist das Mantrailing (Personensuche). Ab dem Welpenalter bilden wir Hunde jeder Rasse zum Personensuchhund aus.

 

Wie sieht der ideale Hundebereich im Auto aus?

Der Hund sollte natürlich gesichert sein. Entweder auf der Rückbank mit Geschirr und einer Haltevorrichtung am Gurt oder in einer Box. Wenn im Kofferraum genug Platz ist, bietet es sich an, die Box dort unterzubringen.

Sie empfehlen zur Sicherung ein Geschirr plus Gurt oder eine Box. Was halten Sie als Expertin von fahrzeugspezifischen Hundegittern?

Der Vorteil eines Hundegitters ist, dass der Hund genügend Platz und bei längeren Fahrten auch Bewegungsfreiheit hat, d.h. er kann sich auch mal umdrehen, lang ausstrecken usw. Das finde ich bei großen und auch älteren Hunden, die evtl. Probleme mit den Gelenken haben, sehr wichtig.

Es gibt aber auch einen Nachteil: Wenn man sich alle paar Jahre ein neues Auto kauft, passen die Gitter meistens nicht und man muss neue anfertigen lassen.

Bei unsicheren Hunden ist eher eine Box zu empfehlen, da die Hunde in der Transportbox wie in einer „Höhle“ liegen und sich sicher fühlen. Aber es sollte jedem selber überlassen bleiben, wie er seinen Hund transportiert und sichert.

Ich selber habe in meinem Auto ein Hundegitter einbauen lassen, da ich sehr oft und lange unterwegs bin. Somit hat meine Hündin Cara, die zu einer großen Rasse gehört, hinten genügend Platz.

Hat man seine Hunde ans Autofahren gewöhnt hat, kann man sie mit einem Hundegitter im Kofferraum unterbringen.
Ein Auto mit Hundegitter und Laderaumteiler bietet auch großen Vierbeinern ausreichend Platz. © Travall

Wie gewöhne ich meinen Hund ans Autofahren?

Es gibt Hunde, die sehr gerne Auto fahren und keinerlei Gewöhnung brauchen. Besonders bei Welpen treten aber oft Probleme mit Übelkeit und Erbrechen auf. Dazu muss man wissen, dass der Gleichgewichtssinn bei einem Welpen noch nicht ausgeprägt ist.

Wichtig ist, dass der Hund das Autofahren mit einer positiven Erfahrung verknüpft. Am Anfang mit Hilfe eines Leckerchens den Hund einsteigen lassen oder hineinheben, dann belohnen. Am besten eine bekannte Lieblingsdecke mit reinlegen.

Kurze Strecken fahren, dann muss etwas für den Hund Positives und Schönes folgen, zum Beispiel ein Spiel oder ein Spaziergang.

Welche Fehler sollten vermieden werden?

Man sollte nicht nur das Auto benutzen, um zum Tierarzt zum Impfen zu fahren. Es muss unbedingt am Ende der Fahrt etwas Schönes folgen. Die Fahrt muss zur Gewöhnung sehr kurz sein.

Was kann ich tun, wenn mein Hund im Auto Angst hat?

Wenn der Hund entweder gar nicht oder nur sehr widerwillig einsteigt, stark hechelt, zittert, oder andere Stresssymptome zeigt, dann muss man in kleinen Schritten mit der Eingewöhnung beginnen.

Die ersten Tage sollte man den Hund immer wieder zum Auto führen, mit Leckerchen belohnen, dann einsteigen lassen und wieder ein Leckerchen geben.

Der Hundebesitzer sollte sich dazusetzen und ganz ruhig mit seinem Hund sprechen. Wenn der Hund allerdings raus will, dann muss man für diesen Tag die Übung abbrechen.

Zeigt der Hund keine Stresssymptome, kann man kurz den Motor anlassen, aber noch nicht fahren. Wieder zwischendrin belohnen. Dann kann man mal eine ganz kurze Strecke fahren, anhalten, Hund belohnen, und es folgt zum Beispiel ein kurzes Spiel.

Wichtig: Am Ende muss immer etwas für den Hund sehr Schönes kommen.

Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und die vielen wertvollen Tipps.

Irene Hoffmann leitet eine Hundeschule in München Allach-Untermenzing. Infos zu Kursen, Veranstaltungen und weiteren Angeboten findet ihr auf der Website des Hundezentrums Hoffmann:

http://www.hundezentrum-hoffmann.de/

Irene Hoffmann leitet eine Hundeschule in München Allach-Untermenzing.
Beim Training ist immer auch eine gute Portion Spaß dabei. © Privat