Meine Damen und Herren, auch im verschlafenen Ostwestfalen gibt es Touristenattraktionen! Und dabei handelt es sich nicht um überlaufene Museen neben überteuerten Bistros oder einen Rummelplatz, der Menschen aus aller Welt anlockt. Nein, OWL ist etwas für Naturliebhaber, die der Hektik der Großstädte entfliehen und einfach mal abschalten möchten. Vor unserem Umzug nach England haben wir in unserer Heimat OWL einige Tagesausflüge unternommen und möchten unsere Eindrücke mit euch teilen.
Die Externsteine
Die Externsteine sind eine uralte Felsformation in der Nähe von Paderborn und Detmold. Ihr Ursprung ist unklar, aber Wissenschaftler vermuten, dass Wasser dem Sandstein seine markante Form gegeben hat. Um die Natursehenswürdigkeit zu besuchen, parken wir im nahegelegenen Dorf Holzhausen-Externsteine und wandern etwa eine Viertelstunde durch den Wald.
Der Anblick am Ende des Waldwegs ist beeindruckend: Die Felsformation ragt bis zu 40 Meter in die Höhe, zwei der riesigen Steine sind durch eine filigrane Brücke aus dem 19. Jahrhundert verbunden. Davor erstreckt sich ein See, hinter den Steinen wieder der Wald. Zu sehen gibt es ein Trogbogengrab sowie ein Relief, das im Mittelalter in einen der Felsen gehauen wurde.
Wir steigen die ausgetretene Steintreppe auf einen der Felsen hinauf und sind froh, dass es warm und trocken ist – bei Regen oder Glatteis sind diese Stufen halsbrecherisch! Oben angekommen gehen wir über die kleine Brücke, machen ein paar Fotos und genießen die Aussicht.
Die Externsteine sind ein magischer Ort, dem esoterische Gruppen besondere Kräfte zusprechen. Zweimal im Jahr finden hier illegale, aber von der örtlichen Polizei geduldete Heidenfestivals statt. Zur Walpurgisnacht und zur Sommersonnenwende wandern hunderte Menschen zu den Steinen, versammeln sich auf der Wiese, sehen sich die Feuerspucker an und hören den Trommlern zu.
Durch das Silberbachtal
Der Naturpark Eggegebirge/Teutoburger Wald, in dem sich auch die Externsteine befinden, bietet ein ausgebautes Wegenetz mit über 2.000 Kilometern gekennzeichneten Wanderwegen.
Wir begeben uns in das Silberbachtal. Das Wasser des Silberbachs ist wunderschön klar und wir wandern an seinen Ufern entlang durch eine Landschaft, die an die Drehorte der Herr der Ringe-Filme erinnert. Unterwegs sind wir auf dem legendären Hermannsweg, einem der Top 10 Wanderwege in Deutschland. Der Hermannsweg wurde nach Hermann dem Cherusker benannt, der auch als Arminius bekannt ist und den Römern in der Varusschlacht (9 n. Chr.) eine verheerende Niederlage bescherte.
Am Fuß des Gebirges kehren wir in die Silbermühle ein. Nach Silber sucht man hier schon seit 300 Jahren nicht mehr, aber wenn die Sonne auf das Wasser des Silberbachs scheint, kann man sich vorstellen, warum der Bach diesen Namen trägt. Die Silbermühle ist heute ein Waldhotel, das wegen seines romantischen Charmes ein beliebtes Ausflugsziel in den 60er und 70er Jahren war. Wegen der altmodisch-verklärten Atmosphäre fühlen wir uns tatsächlich so, als wären wir in der Zeit zurückgereist.
Den Velmerstot hinauf
Den etwas makaber anmutenden Namen trägt der höchste Berg des Eggegebirges. Seine zwei Bergkuppen, lippischer und preußischer Velmerstot, sind 440 bzw. 460 Meter hoch und bieten bei klarem Wetter eine traumhafte Aussicht über das Weserbergland, das Steinheimer Becken, das Lipperland und das Münsterland.
Von der Silbermühle aus begeben wir uns zunächst auf den lippischen Velmerstot, der uns mit seinem Felsengipfel ein wenig an die Alpen erinnert – obgleich er natürlich nicht so hoch ist. Vom Gipfelstein aus blicken wir auf eine idyllische Waldlandschaft. Sein Zwillingsbruder, der preußische Velmerstot, liegt etwa einen Kilometer südlich. Auf ihm wurde der Eggeturm, eine 17 Meter hohe Holzkonstruktion mit Aussichtsplattform, errichtet. Wir legen eine Pause in der Schutzhütte ein und beschließen, im nächsten Jahr wieder mit unseren Mountainbikes vorbeizukommen.
Das Hermannsdenkmal
Eins der bekanntesten Ausflugsziele im Teutoburger Wald ist das Hermannsdenkmal in der Nähe der Stadt Detmold. Die wohl höchste Statue Deutschlands wurde im 19. Jahrhundert als Erinnerung an die Varusschlacht errichtet. Mit Helm und Schwert sieht Hermann heroisch aus, er tut uns aber auch ein bisschen leid, denn nachdem er die Römer im Teutoburger Wald besiegen konnte, heiratete er die schöne Thusnelda gegen den Willen ihrer Familie. Thusneldas Vater ließ seine schwangere Tochter von den Römern entführen und Hermann sah Frau und Kind nie wieder…
Das Hermannsdenkmal ist ein familienfreundliches Ausflugsziel mit zahlreichen Veranstaltungen für Kinder, gastronomischen Betrieben und einem Kletterpark in den Baumwipfeln. Wir nehmen an einer Führung teil und bekommen einen wahren Insiderblick geboten: Nach der Besteigung des Denkmals dürfen wir in die riesige Kupferstatue hineingehen. Wir finden, ein Ausflug in den Teutoburger Wald lohnt sich auf jeden Fall und wir sind neugierig auf weitere Attraktionen, wie die Falkenburg, den historischen Stadtkern in Detmold, den Natur- und Geopark TERRA.vita sowie die Wewelsburg bei Büren.
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